Immer mehr Unternehmen setzen sich öffentlich für die Umsetzung der Agenda 2030 ein und beziehen sich in ihren Nachhaltigkeitsberichten auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Ihre Unternehmenspraxis sieht jedoch oft anders aus: Immer wieder klagen Betroffene über Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung entlang der Lieferkette transnationaler Unternehmen. Der Umsetzungsprozess der Agenda 2030 wird von einer wachsenden Zahl von Wirtschaftsakteuren als willkommene Gelegenheit gesehen, dieser Kritik zu begegnen, den Diskurs in ihrem Sinne zu gestalten und politische Entscheidungen entsprechend zu beeinflussen. Ein neues Briefing von Brot für die Welt, Global Policy Forum und MISEREOR zeigt auf, dass das Engagement der Wirtschaft für die SDGs und der Unternehmenseinfluss auf den SDG-Diskurs mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden sind. Sie betreffen die Botschaften, die Problemanalysen, die Lösungsvorschläge und die von führenden Wirtschaftsvertreter/innen befürworteten Governance-Modelle. Unternehmen spielen bei der Umsetzung der SDGs zweifellos eine wichtige Rolle. Diese Rolle anzuerkennen darf jedoch keinesfalls bedeuten, die weitere Akkumulation von privatem Reichtum und wirtschaftlicher Macht zu fördern, die Tür für den Einfluss der Wirtschaftslobby auf die Politik weiter zu öffnen und die Verantwortung zu ignorieren, die einige Industriesektoren für die Schaffung und Verschärfung genau der Probleme tragen, die mit der Agenda 2030 bewältigt werden sollen. Vielmehr ist es notwendig, dass Regierungen und Parlamente politische Gestaltungsmacht für die sozial-ökologische Transformation zurückgewinnen, verbindliche Regeln für den Bereich Wirtschaft und Menschenrechte etablieren und den Unternehmenseinfluss auf die Politik grundsätzlich begrenzen.
March 26, 2019 | Brot für die Welt/Global Policy Forum/MISEREOR
Nachhaltig nur auf dem Papier?
Die ambivalente Rolle der Wirtschaft bei der Umsetzung der SDGs
Karolin Seitz
Immer mehr Unternehmen setzen sich öffentlich für die Umsetzung der Agenda 2030 ein und beziehen sich in ihren Nachhaltigkeitsberichten auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Ihre Unternehmenspraxis sieht jedoch oft anders aus: Immer wieder klagen Betroffene über Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung entlang der Lieferkette transnationaler Unternehmen. Der Umsetzungsprozess der Agenda 2030 wird von einer wachsenden Zahl von Wirtschaftsakteuren als willkommene Gelegenheit gesehen, dieser Kritik zu begegnen, den Diskurs in ihrem Sinne zu gestalten und politische Entscheidungen entsprechend zu beeinflussen.
Das Briefing zeigt auf, dass das Engagement der Wirtschaft für die SDGs und der Unternehmenseinfluss auf den SDG-Diskurs mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden sind. Sie betreffen die Botschaften, die Problemanalysen, die Lösungsvorschläge und die von führenden Wirtschaftsvertreter/innen befürworteten Governance-Modelle. Unternehmen spielen bei der Umsetzung der SDGs zweifellos eine wichtige Rolle. Diese Rolle anzuerkennen darf jedoch keinesfalls bedeuten, die weitere Akkumulation von privatem Reichtum und wirtschaftlicher Macht zu fördern, die Tür für den Einfluss der Wirtschaftslobby auf die Politik weiter zu öffnen und die Verantwortung zu ignorieren, die einige Industriesektoren für die Schaffung und Verschärfung genau der Probleme tragen, die mit der Agenda 2030 bewältigt werden sollen. Vielmehr ist es notwendig, dass Regierungen und Parlamente politische Gestaltungsmacht für die sozial-ökologische Transformation zurückgewinnen, verbindliche Regeln für den Bereich Wirtschaft und Menschenrechte etablieren und den Unternehmenseinfluss auf die Politik grundsätzlich begrenzen.
Zum Download des Briefings (pdf, 234KB).
Nachhaltig nur auf dem Papier?
Die ambivalente Rolle der Wirtschaft bei der Umsetzung der SDGs
Briefing
Herausgeber: Brot für die Welt, Global Policy Forum, MISEREOR
Autorin: Karolin Seitz
Aachen/Bonn/Berlin, März 2019
Zum Download des Briefings (pdf, 234KB).